Die Auslosung für einen Startplatz zum wohl begehrtesten Radmarathon wird mit Spannung verfolgt und …man hat Glück, oder auch nicht. Man bekommt die Startnummer zugelost und ab nun heißt es, die ganze Vorbereitung auf den Tag x auszurichten. Man spult Kilometer ab, man schuftet am Berg und macht Höhenmeter, auf die Ernährung wird ebenso geachtet wie auf die Anzeige auf der Waage und dies alles nur wegen dem Slogan „Erfülle dir deinen Traum“. Ist es wirklich ein Traum? Wenn alles wie in den kühnsten Vorstellungen abläuft, kann der Traum Realität werden, aber ebenso schnell zum Alptraum. Das Wetter war jedenfalls ein Geschenk für jeden Radler, selbst auf den höchsten Übergängen war die Temperatur zweistellig und auch in den Tälern war die Hitze erträglich. Der Start für die 4226 Starter erfolgte pünktlich um 6:30 Uhr und ein mit Stars gespicktes Feld rollte Richtung Ötz, darunter mit Michael Lechner und Frank Nitsch auch zwei Vertreter unserer Vereinsfarben. Michael und Frank waren ständig im vorderen Feld zu finden, Michael war sogar in der Spitzengruppe, unmittelbar hinter drei Ausreißern. In Gasteig signalisierte mir Michael bei der Verpflegungsübergabe, dass er sich gut fühle. Doch bereits wie im vergangenen Jahr wurde es nach dem Jaufenpass ein Martyrium für unseren Michi. Er musste sich in St. Leonhard und auch noch später übergeben und den Anstieg nach Schönau fuhr er auf der „letzten Rille“. Anders erging es unserem neuen Mitglied Frank Nitsch. Eher zurückhaltend und ständig den Windschatten suchend erreichte er in der zweiten größeren Gruppe die Auffahrt zum Jaufenpass. Und von dort zeigte er auf, dass auch in ihm ein hervorragender Rennfahrer steckt. In einer tollen Auffahrtszeit, sowohl am Jaufen als auch am Timmelsjoch konnte er Fahrer um Fahrer überholen. Von Krämpfen geplagt, aber sein Ziel, die 8 Stunden Marke zu unterbieten, holte er noch einmal alles aus sich heraus und finishte in einer tollen Zeit von 7:54,03 und Gesamt 122.er. Michael fuhr nach 8:33,25 in Sölden völlig entkräftet über die Ziellinie. Beiden RC Inntal Mitgliedern gebührt für die Leistung das höchste Lob ausgesprochen, sie haben dabei die Vereinsfarben würdigst vertreten.
Das übrige Renngeschehen kann man bis zum Jaufenpass ganz einfach beschreiben. Es war ein Geplänkel. Soloausreißer, Verfolger, Verfolgerfeld, und das Feld, in dem sich alle Stars aufhielten. Dass die spätere Siegerin und neue Streckenrekordhalterin Janine Meyer in der Spitzengruppe mitfuhr, sagt schon einiges über die Qualität der Kölnerin aus. Man konnte darauf warten, dass jemand Akzente setzen wird. Und es war der Kanadier, der in Neustift lebende Jack Burke, der schon bei der Abfahrt vom Jaufenpass den Verfolgern entkam. Und dass er gewillt war, diesen prestigeträchtigen Marathon zu gewinnen, sah man ab St. Leonhard. Er flog förmlich Richtung Timmelsjoch und man war sich nicht ganz sicher, ob der Streckenrekord von Mathias Nothegger aus dem Jahre 2019 (6:47,02) halten würde. Unmittelbar dahinter bildete sich um Alban Lakata mit Hans Jörg Leopold und Stefano Ceccini eine enorm starke Verfolgertruppe. Lange Zeit gehörte auch Manuel Senni, der Vorjahressieger zu dieser Gruppe, musste aber dem Tempo Tribut zollen und reißen lassen. Jack Burke konnte sich schließlich als überlegener Sieger in Sölden feiern lassen und gewann in 6:49,14, vor Hans Jörg Leopold und Stefano Ceccini den Ötztaler Radmarathon 2024. Wenn man an der Strecke steht und Leute verpflegt, dieses Jahr waren es 7 Starter denen ich in Gasteig Verpflegung übergab, dann erlebt man auch die einzigartige Geschichte des Ötztaler Radmarathons. Schon beim vorletzten Anstieg machten überforderte Athleten vom Shuttledienst Gebrauch und warteten auf dem Busparkplatz, bis sie nach Sölden gebracht wurden. Andere versuchten den Anstieg Richtung Kalch, kamen aber nach einer gefühlten Stunde weinend wieder zurück, andere bettelten um Flüssigkeiten, andere wieder schworen, das Rad für immer in die Ecke zu stellen und es gab auch welche, die mit einem Lächeln im Gesicht und auf dem größten Ritzel schon langsam den Jaufenpass in Angriff nahmen. Und genau das sind die Dinge, die den Ötztaler so einzigartig machen. Ebenfalls einzigartig ist es Jahr für Jahr, wenn man den letztplatzierten vom Timmelsjoch nach Sölden begleitet. Rennleiterfahrzeug, Rettung, Feuerwehr, offizielle Begleitfahrzeuge geleiteten den Oberpfälzer Dieter Buchauer ins Ziel nach Sölden. Trotz eines Sturzes am Joch und völlig entkräftet erreichte er nach 13:39 Stunden das Ziel und wurde in der Festhalle wie ein Sieger gefeiert. Dass es aber auch Geschehnisse abseits des Rennens und der Liveübertragung gibt, soll an dieser Stelle erwähnt werden. 2 Stunden vor dem Eintreffen der Spitze kam ein Transportfahrzeug nach Gasteig, der Fahrer und sein Helfer schlugen Pfähle in den Boden und befestigten darauf ein Schild mit den Daten des Aufstieges zum Jaufen. In einem Gespräch wurde mir erzählt, dass sie beide seit 0 Uhr unterwegs sind und nach dem Eintreffen in Sölden die Strecke des Marathons nochmals befahren werden. Die Schilder gehören ja schließlich wieder aufgeräumt. Und als ich im Anschluss an die Straßensperre Gasteig verließ und über den Brenner Richtung Heimat fuhr, war von der Labestation am Brenner, an der über 4000 Radler verpflegt wurden fast nichts mehr zu sehen. Kehrmaschinen und Spritzwägen waren im Einsatz und beseitigten die Spuren und Reste des größten „Schankgartens“ am Brenner. Auch das ist der Ötztaler Radmarathon.
Bericht: Günther Mayregger
Wie immer bestens organisiert fand auch heuer wieder der Ötztaler Radmarathon statt. Bei feinen 15 Grad machte ich mich mit anderen ca. 4400 Rad begeisterten Rennradfahrern vom Start in Sölden auf den Weg Richtung Ötz. Keine 35 Minuten später wartete schon der erste Anstieg Richtung Kühtai, welchen ich mit einer guten Gruppe nach bereits einer Stunde hinter mir lassen konnte. Ich fühlte mich heuer richtig gut und war überrascht über die gute Auffahrtszeit. Schnell 2 neue Trinkflaschen von meiner Mutter entgegen genommen verpflegte ich mich mit einem Gel und nahm dann die schnelle Abfahrt mit Geschwindigkeiten mit weit über 100 Richtung Kematen in Angriff. Weiter Richtung Innsbruck schlossen wir auf die Führungsgruppe auf, mit der wir dann mit entspanntem Tempo weiter zum Brenner fuhren. Vom Brenner weiter ging es wieder in einer rasanten Abfahrt nach Sterzing und zum Jaufenpass, wo am Anfang des Anstieges unser Obmann Günther mit einem Verpflegungssack auf mich wartete. Ich nahm den Beutel und sagte ihm noch beim vorbei fahren:“ Günther heuer läuft es!“ Es lief auch richtig, richtig gut bis zur Spitze des Jaufenpasses, doch gleich nach Beginn der Abfahrt merkte ich wieder, dass mein Magen schon wie letztes Jahr nicht mitspielte… Ich versuchte mich auf der Abfahrt nach St. Leonhard zu erholen, doch leider war mein Energiehaushalt so leer, dass ich gleich am Anfang von Timmelsjoch, wo ich noch 2 weitere Trinkflaschen von meinem Bruder bekam merkte, dass es richtig schwer wird. Und genau so war es dann leider auch. Meter für Meter quälte ich mich den Berg hinauf und hoffte, dass ich mich irgendwie noch erholte, aber dem war leider nicht so. Nach gefühlten 3 Stunden nahm ich bei der Labestation in Schönau eine Cola und RedBull zu mir und versuchte mich zumindest ein bisschen zu motivieren, dass ich es noch ins Ziel schaffte. Nach dem Flachstück waren es dann noch einmal 7 Kilometer pure Quälerei bevor ich oben ankam und völlig entkräftet die vorletzte Abfahrt hinunter fuhr. Der kurze Gegenanstieg zur Mautstelle gab mir dann den Rest, die 2 Kilometer fühlten sich an wie eine Ewigkeit. Nach der Mautstelle ging es dann nur noch Richtung Sölden wo es dann auch noch zu regnen begann. Passte irgendwie zum heutigen Rennen, auch noch nass und kalt ins Ziel fahren. Auch wenn ich mit meiner Zeit/ Leistung alles andere als zufrieden bin, muss ich es schätzen, dass ich unfallfrei im Ziel angekommen bin und wieder eine Erfahrung reicher bin.
Danke auch an alle, die mir die Daumen gedrückt und an mich gedacht haben.
Ein großes Dankeschön an meine Helfer an der Strecke, die jedes Jahr viel Zeit investieren um mich zu verpflegen und anzufeuern, ohne euch wäre es nie möglich!!!!
Bericht: Michael Lechner